FA-Treffen 2002

Vom 22. bis 23. Juni 2002 auf dem Twannberg

Bei wunderbarem Wetter trafen sich am 22. Juni 40 Personen, Betroffene und Angehörige, zum Friedreich-Ataxie-Treffen auf dem Twannberg. Dass sich mir die Gelegenheit bot, an der Begegnung dieser besonderen Gruppe teilzunehmen, verdanke ich meiner «Chatlehrerin» Therese Thalmann, die mich gebeten hatte, mit ihr an das Wochenende zu kommen.

Der erste Tag war dem Thema Depressionen gewidmet. Der Referent und Psychiater Dr. med. Fritz Mayer erklärte laienfreundlich und anhand gut verständlicher Beispiele das Krankheitsbild, die Symptomatik, die Abgrenzung zu Traurigkeit und depressiven Verstimmungen sowie Behandlungsmöglichkeiten. Die wichtige Botschaft, dass Depressionen ein «chemisches» Problem von Überträgerstoffen zwischen Nerven ist, das medikamentös behandelbar ist, ja dass Antidepressiva weder die Persönlichkeit verändern noch ein Suchtpotential haben, veränderte bei manchem Anwesenden die Einstellung zu dieser Behandlungsmöglichkeit. Dass manchmal eine psychotherapeutische Begleitung reicht bzw. zusätzlich zu den Medikamenten zur Gesundung beitragen kann, wurde ebenfalls erwähnt.

Auf Fragen ging der Referent individuell und äusserst sorgfältig ein, so dass sich die Diskussion eigentlich ins Referat einbettete. Inwieweit Menschen mit einer FA mehr von depressiven Verstimmungen betroffen sind, ist schwer zu sagen. Sicher ist, dass die Krankheit selber keine depressionsfördernde Komponente hat. Dass Behinderte grundsätzlich mehr Abwehrmechanismen entwickeln müssen, welche letztlich Betroffene innerlich aber auch stärken können, ist allen klar. Aus der Kleingruppenarbeit wurde deutlich, wie gut manche/mancher FA-Betroffene mit seiner/ihrer zunehmenden Behinderung umgeht, wieviel Ressourcen vorhanden sind und wieviel Kraft entwickelt werden kann, das Leben «allem zum Trotz» sinnvoll und schön zu gestalten.

Dass sich in den Pausen vor dem TV ein Grüppchen traf (um Senegal den Daumen zu drücken), hatte mit der gleichzeitig stattfindenden Fussball-WM zu tun. Dies, sowie die gemeinsamen Plaudereien beim Essen oder im Hallenbad, bereicherten uns alle.

Wer nach dem Nachtessen ein Ohr voll vom virtuosen Handorgelspiel von Florian Thalmann mitbekam, war erfreut über das frische Spiel. Merci Florian! Und während sich anschliessend einige einem kühlen Drink zuwandten oder sich auf einen Spaziergang machten, absolvierte der Präsident und FA-Gruppenleiter Hans Thalmann mit einer Untergruppe noch eine Sitzung zum Thema «Vertretung in der Euro-Ataxie». Cornelia Wenger und Silvia Knaus sind bereit, diese Aufgabe zu übernehmen.

An der Schlussrunde am Sonntagmorgen berichtete Daniela Iser, die Redaktorin der europäischen Ataxie-Zeitung, über europäische Aktivitäten des «Euro-Ataxie-Verbandes». Ausserdem wurden Mitteilungen gegeben, Wünsche z.H. der SGMK geäussert, die beiden sich zur Verfügung stellenden Vertreter der Euro-Ataxie einstimmig bestätigt, ein Rückblick auf das sich zu Ende neigende Treffen gemacht und Erfahrungen ausgetauscht. Zum Treffen im nächsten Jahr würden die Anwesenden gerne wieder auf den Twannberg kommen. Als Thema wird vorgeschlagen: Geben und Nehmen im (Un-)Gleichgewicht?

Die Unterzeichnende freute sich über diesen besonderen «Verein im Verein», freute sich über so viel Engagement und Kraft dieser Mitglieder, dankt ihrer «Chatlehrerin» für die Möglichkeit zu diesen reichen Begegnungen und grüsst für einmal ganz besonders herzlich alle FA-Mitglieder.

Erica Brühlmann-Jecklin, 2. Juli 2002