FA-Treffen 2023
vom 23.-25. Juni im GZI des Hotels Sempachersee in Nottwil
Neben geburtstags- sowie krankheitsbedingten Abwesenheiten, Gruppenferien und anderen wichtigen familiären Alternativterminen hinterliessen die Pandemiezeiten bei den Anmeldungen leider auch in diesem Jahr noch immer ihre Spuren...
Nachdem bereits im vergangenen Sommer mangels ausreichender Anmeldungen das (eigentlich übliche dreitägige FA-Treffen) Gruppentreffen kurzerhand durch eine grosse Schiffrundfahrt auf dem Zürisee ersetzt werden musste, konnte das ursprünglich geplante FA-Treffen in Nottwil diesmal inkl. der bereits vorgeschlagenen Themenauswahl stattfinden:
KESB - Kinder und ErwachsenenSchutzBehörde/Vorsorgeautrag und Resilienz/Selbstfürsorge
Doch schön der Reihe nach:
Einmal mehr trafen wir bei hochsommerlichem Wetter in Nottwil ein, eben diesmal als sehr kleine Gemeinschaft. Beim familiären Abendessen im Restaurant Sempia fand der Auftakt im gemütlichen Rahmen statt.
Nach dem gewohnt abwechslungsreichen Frühstücksbuffet starteten wir mit dem diesjährigen Referatsprogramm und in den Samstagvormittag.
Christina Stadelmann, eine der beiden Sozialarbeiterinnen der Schweizerischen Muskelgesellschaft, stellte sich mit ihren eigenen Worten der Gruppe gleich selber kurz vor.
Danach wurde uns die KESB, bezugnehmend auf Erwachsene, vorgestellt.
Was sind die Aufgaben der KESB, ab wann?
Im Gesetz steht: Eine Person, die wichtige Angelegenheiten nicht erledigen oder entscheiden kann, hat ein Recht auf Unterstützung und Schutz, wenn sie das braucht.
Die KESB ist eine unabhängige Behörde und Aufgabe der Gemeinde, welche abklären muss, ob Unterstützung und Schutz nötig sind und welche Unterstützung und welchen Schutz eine Person braucht (z.B. Gesundheit, Geld, Verträge), damit sie keine Nachteile erleidet. Die KESB muss sich an das Gesetz und an das Erwachsenenschutz-Recht halten.
Wer handelt an Stelle einer handlungsunfähigen Person?
Was meint man mit Unterstützung, was mit Schutz? Es geht nicht nur ums Lebensende, sondern um alle Situationen, in denen ich selber nicht mehr Handeln oder meinen Willen äussern kann.
Was kann ich tun, damit die KESB oder deren Vertretung meinen Willen umsetzen können? Patientenverfügung, Vorsorgeauftrag, Vollmacht für eine Vertrauensperson, Erbrecht/Testament.
Warum machen solche Dokumente Sinn? Sie erleichtern es Angehörigen und Ärzten, schwierige Entscheidungen zu treffen. Sie entlasten Angehörige und abgesehen davon kann eine Urteilsunfähigkeit auch durch einen Unfall plötzlich eintreten!
Wozu dient ein Vorsorgeauftrag und was muss er beinhalten?
Mit dem Vorsorgeauftrag 1 entscheide ich, wer anstelle von mir entscheiden soll, wenn ich nicht entscheiden kann und wer für mich handeln soll, wenn ich nicht handeln kann.
Im Vorsorgeauftrag 2 werden Personensorge, Vermögenssorge sowie Rechtsverkehr festgelegt.
Der Vorsorgeauftrag muss vollständig von Hand geschrieben, mit Datum und Unterschrift versehen plus durch einen Notar öffentlich beurkundet worden sein.
Der Vorsorgeauftrag ist unbeschränkt gültig. Er kann in gleicher Form geändert werden, wie er erstellt wurde. Der Aufbewahrungsort dieser Urkunde soll im Ernstfall einfach gefunden werden können. Dieser Ort kann bspw. beim Zivilstandsamt im Personenregister eingetragen werden.
Der Vorsorgeauftrag tritt bei Handlungs- und Urteilsunfähigkeit in Kraft, nachdem die KESB im Ernstfall abklärt(validiert), ob eine Urteilsunfähigkeit eingetreten ist, ob ein rechtskräftiger Vorsorgeauftrag vorhanden ist und ob die darin beauftragte Person geeignet und gewillt ist.
Falls im Ernstfall kein Vorsorgeauftrag 2 vorhanden ist, übernimmt automatisch die KESB diese Aufgaben gemäss ihrem Schema.
Auch diesmal gab's kein offizielles Mittagessen und allen stand offen, wie sie ihre Mittagspause gestalten... Zusätzlich zu allen anderen Möglichkeiten lud ein Koffermarkt vor dem SPZ bei schönstem Sonnenschein zu Augenschmaus und diversen Leckereien ein.
Zum Nachmittagsprogramm erwartete uns der ebenfalls rollstuhlfahrende Referent Harald Suter, Sozialarbeiter FH / BOI-Coach (Berufsorientierte Integration).
Mit einem strahlenden Lächeln im Gesicht, interessant anmutenden Cellophansäckchen auf dem Referententisch und einer ansprechenden Präsentation ging er mit uns flugs zum Thema „Resilienz/Selbstfürsorge: Wie kann ich mich schützen/stärken/motivieren?“ über...
In der Psychologie meint Resilienz die innere Widerstandkraft, Belastbarkeit, Anpassungsfähigkeit. Diese ist trainierbar und wir Menschen können uns vom brüchigen Tannenästchen zum Titanrohr verwandeln, das bis ins hohe Alter Erschütterungen standhält.
Der Perspektivenwechsel weg vom traditionellen Defizit-Ansatz hin zu einem kompetenz- bzw. ressourcenorientierten Ansatz ist entscheidend.
Die Ressourcenlandschaft ist sehr vielschichtig.
Beim Resilienzprozess steht am Anfang eine Herausforderung, dann kommen Risiko- und Schutzfaktoren, sowie Ressourcen dazu und daraus entwickelt sich ein Ergebnis:
Eine Anpassung ist ein positives Entwicklungsergebnis, sprich Kompetenz.
Eine Fehlanpassung ist ein negatives Entwicklungsergebnis, sprich psychische Beeinträchtigung.
Es gibt emotionale, kognitive, motivationale, psychologische und soziale Ressourcen.
Dabei kamen die anfangs erwähnten Cellophansäckchen mit der Glücksbohnen-Geschichte zum Einsatz. Später durfte ich die wertschätzende Ressourcendusche durch alle Anwesenden auf mich einprasseln lassen, ohne dabei nass zu werden. Das war sehr wohltuend – danke!
Resilienz zum Mitnehmen in den Alltag:
– Resilienz kann man trainieren
– Stärken zu stärken
– Resilienz drückt das Wieder-Aufstehen
– hin zu kompetenz- und ressourcenorientiertem Ansatz
– Resilienz akzeptiert, dass vom Leben schwierige Aufgaben herangetragen werden
– ein NEIN zu anderen ist ein JA zu mir
– Situation emotional annehmen
– Fokussieren bringt Resilienz
– Dankbarkeit
Nach dem Referatstag und einem abschliessenden gemeinsamen Abendessen verteilte sich die Gruppe erneut, meist um den Tag mit Frischluft im nahegelegenen Strandbad oder im Innengarten des Hotels bei einem Abendtrunk ausklingen zu lassen...
Am Sonntagmorgen folgte dem Frühstück die alljährliche Auswertungs- und Schlussrunde:
Nach der offiziellen Begrüssung aller Anwesenden gab's diesmal zu Beginn eine Kurzfassung vom letzten Jahrestreffen in Sumiswald 2021 und dem sommerlichen Schiffsausflug auf dem Zürisee im vergangenen Kalenderjahr.
2016 fand das erste Wintertreffen statt. Ab 2018 kam neu ein Herbsttreffen und ab 2019 das Frühlingstreffen dazu. Damit finden inzwischen zu drei Jahreszeiten Treffen mit einem gemeinsamen Mittagessen und gemütlichem Zusammensein nachmittags statt, ohne auswärts nächtigen zu müssen. - Vor der Coronapandemie haben sich die Teilnehmerzahlen zwischen 23 und 29 Personen eingependelt. Danach mussten mehrere Treffen abgesagt oder abgeändert werden. Langsam aber sicher erholen sich die Teilnehmerzahlen glücklicherweise wieder...
Dem stillen Gedenkmoment für Verstorbene folgten die Finanzübersichten 2021/2022 mit speziell erwähnten Buchhaltungsdetails und der Buchhaltungskontrolle zu zweien. Zeitgleich wurden die Einzahlungsscheine mit dem noch neueren QR-Code verteilt.
Hocherfreut nahm die Gruppe Erfolgsmeldungen über eine Maturaarbeit und eine Projektarbeit zu FA und einen Bachelorabschluss im FA-Kreis zur Kenntnis!
Mit ein paar wenigen Sätzen zur Webseite ging es zügig weiter.
Am euro-ATAXIA 2019 wurden wir in Sheffield durch Ruth Salvisberg vertreten und danach durch sie informiert.
2020/2021 fand euro-ATAXIA lediglich in Form von virtuellen Telefonkonferenzen und im 2022/2023 vor Ort, jedoch leider erneut ohne eine Vertretung unsererseits statt.
Danach informierte ich über den neuesten mir bekannten Wissensstand zu Omaveloxon/Skyclarys.
Die weiteren Gruppentreffen-Termine werden fortlaufend auf unserer Website aktualisiert. Nächsten Sommer wird unser FA-Plausch-Treffen in Berlingen stattfinden. Danach werden wir im 2025 erneut in Nottwil sein, dann mit einem Programm organisiert durch die Muskelgesellschaft.
Neue Gruppenleitung gesucht, spätestens ab 2026:
Zeit, Motivation, neue Ideen, digitale Affinität - frischer Wind wird gesucht!
Bei Rückblick/Kritik/Anregungen/Vorschläge blieb die davor verursachte Stille bestehen..
Am Free-Flow-Buffet konnte jeder sein Essen individuell zusammenstellen. In übersichtlich kleinen Gemeinschaften klang diesmal an den vorreservierten Tischen das Treffen im Vivace-Restaurant mit dem abschliessenden Mittagessen aus...
Esther Erni, 2023